11-13 Uhr Ulrichsplatz/Ostertorsteinweg
Die WM Katar 2022 findet auf dem Rücken von Arbeitsmigrant*innen statt, die unter schlimmsten Bedingungen die Infrastruktur für das Sportevent errichten.
© Amnesty International
Vom 21. November bis 18. Dezember 2022 findet die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar statt. Mit der Vergabe der WM wurden Hunderttausende zusätzliche ausländische Arbeitskräfte ins Land geholt. Mittlerweile machen Arbeitsmigrant*innen rund 90 Prozent der Bevölkerung des Emirats aus. Sie kommen beim Bau der Infrastruktur des Sportevents, im Sicherheitssektor sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe rund um das Turnier zum Einsatz – oftmals unter ausbeuterischen und missbräuchlichen Arbeitsbedingungen.
Wir nutzen die internationale Aufmerksamkeit der WM, um bessere Bedingungen für Arbeitsmigrant*innen in Katar zu fordern. Konkret setzen wir uns dafür ein, dass Arbeitsmigrant*innen, deren Rechte im Zusammenhang mit der Fußball-WM verletzt wurden, entschädigt werden und ein “Zentrum für Arbeitsmigrant_innen” langfristig etabliert wird, in dem sie sich u.a. über ihre Rechte informieren können.
Die Arbeit von Menschenrechtler*innen und Gewerkschafter*innen hat zwar erste Erfolge gebracht und Katar hat positive Reformen auf den Weg gebracht. Doch vieles blieb unverändert. Die Auszahlung des Mindestlohns von umgerechnet 247 Euro im Monat erfolgt oft unregelmäßig, verspätet oder gar nicht; Reisepässe werden von Arbeitgeber*innen einbehalten. Arbeitsmigrant*innen ist es per Gesetz untersagt, Gewerkschaften zu gründen.
Und natürlich machen diese Reformen bereits begangenen Missbrauch nicht ungeschehen. Bisher werden Menschenrechtsverletzungen nicht geahndet, noch erhalten Betroffene oder ihre Angehörigen eine Entschädigung. Amnesty International fordert deshalb jetzt Entschädigungszahlungen für erlittene Rechtsverletzungen an Arbeitsmigrant*innen von der FIFA. Um diese Forderung durchzusetzen, brauchen wir die tatkräftige Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dem größten Fußballverband der Welt!
Amnesty fordert von der FIFA Entschädigungszahlungen in Höhe von 440 Mio. US-Dollar für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen in Katar und deren Angehörige. Um diese Forderung durchzusetzen, brauchen wir die Unterstützung des Deutschen Fußballverbandes (DFB).
Katar gab mehr als 200 Mrd. US-Dollar für die Weltmeisterschaft aus.
Die FIFA wird mindestens 6 Mrd. US-Dollar daran verdienen.
Die FIFA sollte mindestens eine Summe im Wert des Weltmeisterschafts-Preisgeldes – 440 Mio. US-Dollar – bereitstellen, um Arbeiter*innen zu entschädigen.
Beteilige dich jetzt an der Online-Aktion an DFB-Präsident Bernd Neuendorf!
APPELLTEXT:
Sehr geehrter Herr Neuendorf,
mit großer Sorge verfolge ich, dass Arbeitsmigrant*innen in Katar noch immer ausgebeutet und missbraucht werden – teilweise sogar unter Bedingungen, die Zwangsarbeit entsprechen. Ohne die Arbeit der vielen Arbeitsmigrant*innen wäre die Fußball-WM 2022 in Katar aber überhaupt nicht möglich.
Deshalb bitte ich Sie:
- Setzen Sie sich dafür ein, dass Arbeitsmigrant*innen entschädigt werden, deren Menschenrechte im direkten Zusammenhang mit der Fußball-WM verletzt wurden.
- Machen Sie – als höchster Vertreter des größten Fußballverbandes der Welt – Druck auf die FIFA, damit sie ihrer Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen in Katar gerecht wird.
- Setzen Sie sich in Ihren Gesprächen und Treffen mit der katarischen Regierung und gegenüber der FIFA für die Einrichtung eines Zentrums für Arbeitsmigrant*innen ein, in dem sie sich u.a. über ihre Rechte informieren können.
- Stellen Sie sicher, dass der DFB und die FIFA das Zentrum für Arbeitsmigrant_innen dauerhaft unterstützen, sobald es eingerichtet ist.
Mit freundlichen Grüßen,
DIE FIFA IST MITVERANTWORTLICH!
Ein von der FIFA und Katar erarbeiteter Aktionsplan muss wirksam umgesetzt werden, wenn den Menschenrechtsverstößen in Katar ein Ende gesetzt werden soll. Ein wichtiger zusätzlicher Schritt wäre die Einrichtung eines selbstverwalteten Zentrums für Arbeitsmigrant*innen.
Doch das ist nicht genug. In der Vergangenheit begangene Verstöße lassen sich nicht rückgängig machen und es ist an der Zeit, dass die FIFA und Katar Entschädigungen leisten.
Katar unterliegt der klaren Verpflichtung zur Verhinderung von Menschenrechtsverstößen und zur Entschädigung von Personen, die Ausbeutung erfahren. Doch auch die FIFA hat eine direkte Verantwortung, an die wir den Verband immer wieder erinnern müssen. Indem die FIFA Katar den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft erteilt hat, ohne dies an Bedingungen zum Schutz der Arbeitsrechte zu knüpfen, hat der Fußballverband zu erheblichen Menschenrechtsverstößen beigetragen – und dies gilt nicht nur für Menschen, die an den offiziellen FIFA-Stätten arbeiten. Gemäß den VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte vom UN-Menschenrechtsrat muss die FIFA Entschädigungen für Menschenrechtsverletzungen leisten, die in irgendeiner Weise mit ihrer Geschäftstätigkeit – also der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 – in Verbindung stehen. Hierunter fallen Arbeiter*innen, die am Bau und der Instandhaltung der Stadien, der Transportinfrastruktur, der Unterkünfte und anderer turnierbezogener Projekte beteiligt sind, sowie Arbeiter*innen, die Dienstleistungen für die WM erbringen, etwa im Hotel- oder Transportgewerbe oder im Sicherheitsbereich.
Die FIFA muss mit Katar und mit Interessengruppen und Betroffenenorganisationen zusammenarbeiten, um ein Entschädigungssystem für Hunderttausende Arbeiter*innen einzurichten, die an Projekten für die Weltmeisterschaft beteiligt sind bzw. waren. Um dies zu finanzieren, sollte die FIFA mindestens eine Summe im Wert des Weltmeisterschafts-Preisgeldes – 440 Mio. US-Dollar – bereitstellen. Diese Summe kann in Fonds zur Entschädigung von Arbeiter*innen sowie in Initiativen zum besseren Schutz von Arbeitsrechten investiert werden. Eine solche Summe ist für die FIFA, die mit der Weltmeisterschaft geschätzte 6 Mrd. US-Dollar verdienen wird und mehr als 1,6 Mrd. US-Dollar in Reserve hält, ohne Probleme finanzierbar. Dass die FIFA Hunderttausende Arbeiter*innen für erlittene Menschenrechtsverletzungen entschädigt, ist also keine Frage des Könnens – es ist eine Frage des Wollens!