Freitag 20.9. Fridays for Future Demo

Der Klimawandel gefährdet die Menschenrechte. Klimaschutz ist Menschenrechtsschutz. Daher ruft Amnesty International dazu auf, sich an den Aktionen und Demonstrationen zum Klimaschutz zu beteiligen. In Bremen beginnt die Demonstration am Freitag, 20.9. um 10 Uhr am Hauptbahnhof.

KLIMAKRISE UND MENSCHENRECHTE:

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Was sind die Folgen der Klimakrise? Warum ist es entscheidend, den Anstieg der globalen Erwärmung auf unter 1,5° C zu begrenzen?

Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt spürbar, werden sich aber noch verschlimmern. Die globale Erwärmung liegt mittlerweile rund 1°C über dem vorindustriellen Niveau(von ca. 1850). Selbst ein weiteres halbes Grad (oder sogar noch weniger) an globaler Erwärmung hat drastische Auswirkungen.

Keine Liste mit Folgen des Klimawandels kann Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da es sich immer um eine Prognose handelt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hitzewellen häufiger vorkommen und länger andauern werden und extreme Niederschläge in vielen Regionen intensiver und häufiger werden. Die Meere werden sich weiter erwärmen und versauern, und der globale mittlere Meeresspiegel wird weiter steigen. All dies wird verheerende Folgen für die Ökosysteme und für Menschen haben, die bereits jetzt spürbar sind.

Die dringende Notwendigkeit, den Klimawandel anzugehen, hat der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change–IPCC)mit der Veröffentlichung eines umfassenden Berichts im Oktober 2018unterstrichen. Darin weist der Weltklimarat als das führende wissenschaftliche Gremium zur Bewertung des Klimawandels darauf hin, dass verheerende Folgen nur zu verhindern sind, wenn die globale Erwärmung auf weniger als 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveaubegrenzt wird(Referenzwert). In dem Bericht werden die gewaltigen Unterschiede zwischen den Szenarien eines Anstiegs um 1,5°C und um 2°C aufgezeigt.

Indem wir den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen auf 1,5°C begrenzen, können wir laut IPCC Folgendes erreichen:

  • mehrere hundert Millionen Menschen weniger wären bis zum Jahr 2050 klimabedingten Risiken ausgesetzt und armutsgefährdet
  • Schutz von zehn Millionen Menschen, die von den Gefahren eines steigenden Meeresspiegels bedroht sind
  • Die Anzahl der Menschen, die zunehmender Wasserknappheit ausgesetzt sind, könnte um bis zu 50% reduziert werden.

Am wichtigsten ist vielleicht, dass der IPCC-Bericht eine klare Frist zur Katastrophenvermeidung nennt: Die Treibhausgasemissionen müssen bis 2030gegenüber dem Stand von 2010 halbiert werden, damit die globalen Durchschnittstemperaturen den Referenzwert nicht um mehr als 1,5°C überschreiten. Das heißt, dass unsere Regierungen jetzt sofort Maßnahmen ergreifen müssen, um den Kurs zu ändern.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte alle Staaten auf, bis 2020 glaubwürdige Ziele zu setzen, um den Anstieg der Emissionen aufzuhalten, andernfalls „riskieren wir, den Punkt zu verpassen, an dem wir einen unkontrollierbaren Klimawandel verhindern können, mit katastrophalen Folgen für die Menschen und alle Ökosysteme, von denen wir leben“.Beim Klimagipfel der UN am 23. September 2019 in New York sind daher alle Staats-und Regierungschef_innen aufgefordert, durch ambitionierte Maßnahmen den globalen Kampf gegen die Klimakrise voranzubringen.

Wer ist vom Klimawandel betroffen?

Der Klimawandel schadet allen und wird uns weiter schaden, wenn die Regierungen keine effektiven Schutzmaßnahmen ergreifen. Klimawandelbedingte Wirbelstürme, Dürren, Waldbrände und Ernteausfälle bedrohen das Leben und die Gesundheit von unzähligen Menschen. Gleich eine ganze Reihe von Menschenrechten sind gefährdet –neben dem Recht auf Leben und Gesundheit auch viele Rechte, die den Menschen eine ausreichende Lebens-und Existenzgrundlage sichern sollen. Das Recht auf Zugang zu Trinkwasser, das Recht auf Ernährung, das Recht auf Gesundheitsversorgung und Hygiene. Dabei ist die Zahl der betroffenen Menschen alarmierend: Eine Milliarde Menschen leben in Wohnlagen, die im Fall von Naturkatastrophen stark bedroht sind. Die Weltbank sagt für einen weltweiten Temperaturanstieg von 2°C voraus, dass bis zu 400 Millionen Menschen mehr als heute von Hunger bedroht sein werden.

Die Auswirkungen des Klimawandels werden für einige Gruppen viel stärker sein –zum Beispiel für Gemeinschaften mit einer Lebensgrundlage in der Landwirtschaft oder in Küstengebieten oder für viele, die auch jetzt bereits gefährdet, benachteiligt und diskriminiert sind.

Es gibt verschiedene Ebenen, auf denen der Klimawandel Ungleichheiten verstärkt bzw. verstärken kann:

Zwischen Industrie-und Entwicklungsländern:

Auf nationaler Ebene sind Menschen in tief gelegenen, kleinen Inselstaaten und weniger entwickelten Ländern bereits am stärksten betroffen und werden dies auch weiter sein. Die Bevölkerung der Marshallinseln wird bereits regelmäßig von verheerenden Überschwemmungen und Stürmen heimgesucht, die Häuser zerstören und Lebensgrundlagen vernichten. Die Hitzewelle auf der Nordhalbkugel 2018 machte in ganz Europa und Nordamerika Schlagzeilen, doch waren einige der schlimmsten Folgen auch an Orten wie Pakistan zu spüren, wo mehr als60 Menschen starben, als die Temperaturen über 44°C stiegen –die meisten davon Arbeiter_innen, die sowieso schon bei hohen Temperaturen arbeiten müssen.

Zwischen unterschiedlichen ethnischen und sozialen Gruppen:

Die Auswirkungen des Klimawandels und der Verschmutzung durch fossile Brennstoffe unterscheiden sich auch für unterschiedliche ethnische und soziale Gruppen. In Nordamerika sind es meist ärmere, schwarze Gemeinschaften, die vergiftete Luft atmen müssen, weil ihre Wohnviertel sich eher in der Nähe von Kraftwerken und Raffinerien befinden. Sie leiden deutlich häufiger unter Atemwegs-und Krebserkrankungen; Afroamerikaner_innen haben ein dreifach höheres Risiko, an den Folgen von Luftverschmutzung zu sterben als die US-Gesamtbevölkerung.

Zwischen Geschlechtern:

Frauen und Mädchen sind vom Klimawandel unverhältnismäßig stark betroffen. Dies liegt daran, dass sie in vielen Ländern eher marginalisiert und benachteiligt werden. Damit sind sie anfälliger für die Auswirkungen klimabedingter Ereignisse, da sie sich weniger gut davor schützen können und es schwerer haben, sich von den Folgen zu erholen.

Zwischen Generationen:

Zukünftige Generationen werden unter den schlimmer werdenden Folgen zu leiden haben, wenn die Regierungen nicht bald handeln. Aufgrund ihres besonderen Stoffwechsels, ihrer Physiologie und ihren Entwicklungsbedürfnissen sind Kinder und Jugendliche jedoch bereits jetzt betroffen. So kann beispielsweise die klimabedingte Vertreibung von Gemeinschaften und ganzen Dörfern mit der daraus resultierenden Beeinträchtigung von Rechten –angefangen bei Wasser, sanitären Einrichtungen und Nahrung bis zu Wohnen, Gesundheit, Bildung und Entwicklung –für Kinder besonders schädlich sein.

Zwischen Gemeinschaften:

Indigene Gemeinschaften gehören zu den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen. Sie leben häufig in Randgebieten und fragilen Ökosystemen, die besonders empfindlich auf Veränderungen in der physischen Umgebung reagieren. Außerdem sind sie eng mit der Natur und ihrem angestammten Land verbunden, von denen ihr Lebensunterhalt und ihre kulturelle Identität abhängig sind.

Amnesty wird auf folgende Ziele hinarbeiten:

  1. Regierungen verstärken umgehend ihre Klimaschutzmaßnahmen.
  2. Staaten und Unternehmen verzichten möglichst bald auf fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdöl und setzen auf menschenrechtskonforme saubere Energie.
  3. Klimaschutzmaßnahmen und Umstellungenvon Regierungen und Unternehmen gegen dieErderwärmung wahren ihrerseits die Menschenrechte und sorgen füreinen gerechten Übergang, der niemandenzurückläss
  4. Mehr Menschen, insbesondere auch aus der Menschenrechtsbewegung,engagieren sich zum Schutz des Klima
  5. Menschenrechtsverteidiger_innen undGemeinschaften haben alle Möglichkeiten, sich gegen den Klimawandel zu engagieren und an damit verbundenen Entscheidungen mitzuwirken.
  6. Amnesty und die Menschenrechtsbewegung verstärken ihre Arbeit gegen Umweltzerstörung.
6. September 2019